Syrien

  Syrien: Hoffnung in Ruinen

ALLGEMEINER KONTEXT

Mehr als zehn Jahre nach dem Ausbruch des Syrien-Konflikts ist die Lebenssituation der syrischen Bevölkerung weiter dramatisch. Die Auswirkungen der Sanktionen haben dazu geführt, dass sich die wirtschaftliche Lage der gesamten Bevölkerung immer weiter verschlechtert hat, wobei die Schwächsten immer mehr in Bedrängnis geraten und das Land gelähmt wird. Wie der Humanitarian Response Plan 2021 berichtet, benötigen offiziell 13,4 Mio. Menschen humanitäre Hilfe. Fast die Hälfte hiervon sind Kinder. 6,8 Mio. Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben, 6,9 Mio. sind ins Ausland geflohen. 

Etwas mehr als ein Jahr nach dem Erdbeben ist die Lage noch kritischer geworden.

Nach Angaben von UNICEF aus dem Jahr 2023 wurden bei dem Erdbeben in Syrien etwa 6.000 Menschen, darunter auch Kinder, getötet und mehr als 12.000 verletzt. 265.000 Menschen sind vertrieben worden. Das Erdbeben beschädigte die Infrastruktur und die Einrichtungen der Grundversorgung und verschlimmerte die Lage der Kinder und ihrer Familien, die aufgrund des seit mehr als zehn Jahren andauernden Konflikts, der COVID-19-Epidemie und der Instabilität in der gesamten Region ohnehin schon gefährdet sind.

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Die Stromversorgung, die für das tägliche Leben auf individueller, familiärer und gemeinschaftlicher Ebene von entscheidender Bedeutung ist, wurde weiter reduziert: von 2 Stunden auf nur noch 70 Minuten Strom pro Tag. Dies hat dazu geführt, dass 88 % der Bevölkerung ganz auf den Gebrauch von Elektrogeräten verzichten. Die Zahl der Menschen, die unter Ernährungsunsicherheit leiden, ist nach wie vor hoch (nach Angaben des Welternährungsprogramms 2023 sind es etwa 12,1 Millionen Menschen). Die Preise schwanken in einem noch nie dagewesenen Ausmaß: Der Durchschnittslohn beträgt ca. 15€, während der Preis für ein Kilogramm Brot zwischen 1€ bzw. 1,40€ schwankt. Eine 75-cl-Flasche Öl kostet ca. 5€. Schließlich ist da noch der Ausbruch des Konflikts zwischen Israel und Palästina, der zu zusätzlichen Spannungen geführt hat und Angst vor einer weiteren Eskalation des Konflikts geschürt hat.

All dies führt zu psychischen Problemen, insbesondere bei Kindern. Wie von ProTS vor Ort beobachtet und analysiert wurde, zeigen Familien die Folgen eines psychologischen Traumas. Kinder sind ganz besonders von psychischen Traumata betroffen, viele von ihnen kennen nichts anderes als jahrelange Krisen. Nach Schätzungen von OCHA (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) für das Jahr 2023 berichten 29 % der Haushalte über Anzeichen von psychischen Störungen bei Jungen und Mädchen unter 18 Jahren, wobei der Anteil am höchsten ist, wenn der Familienvater kriegsversehrt ist, gefolgt von Haushalten mit alleinerziehender Mutter. Auch bei Erwachsenen wurden in alarmierendem Ausmaß von psychischen Problemen berichtet. Mehr als 50 % der Bevölkerung berichteten über solche Anzeichen bei ihren Familienmitgliedern.

Der Bildungsnotstand ist weiterhin hoch. Die Schulabbrecherquote und die daraus resultierende Ausbeutung von Kindern sind Phänomene, die im sozialen Gefüge Syriens fortbestehen: Viele Kinder ab 9 Jahren arbeiten, um ihren Familien zu helfen, über die Runden zu kommen, und viele Eltern verbieten ihnen, wieder zur Schule zu gehen, da Kinder in vielen syrischen Familien immer noch die einzige Einkommensquelle darstellen. Selbst wenn sie wollten, ist das Schulgeld in Syrien für viele syrische Familien untragbar: Es liegt heute je nach Qualität der Schule zwischen 170 und 500 Dollar pro Jahr, für die meisten eine untragbare Belastung.

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UNSERE AKTUELLEN PROJEKTE IN SYRIEN

Hilferuf Erdbeben

Nothilfe nach dem Erdbeben

Fünf Brote und zwei Fische 

Eine Mensa für die Ärmsten in Aleppo

Ein Name und eine Zukunft

Die vergessenen Kinder von Ost-Aleppo

WAS VERBINDET UNS MIT SYRIEN?

Mit diesem Land verbindet uns die große Trauer darum, dass Syrien wie kaum ein anderes Land der Welt in den letzten Jahren (seit Beginn des Bürgerkrieges 2011) in Blut und Tränen versinkt. Es gibt in diesem Land trotz aller Not, aller Angst, Armut und Verzweiflung aber auch Menschen, die nach wie vor den Lebensmut und die Lebensfreude nicht verloren haben und sich weiterhin für andere einsetzen und versuchen, der leidenden Bevölkerung durch aktive Unterstützung nahe zu sein – so z.B. die Franziskaner in Aleppo und Damaskus und auch in der Region Idlib, der einzigen Region im Land, die noch unter der Kontrolle der Aufständischen steht. Auf dem Meeting in Rimini – einem alljährlich stattfindenden Fest des Dialoges und Völkerverständigung in Rimini - haben wir damals Pater Ibrahim kennengelernt, Pfarrer in Aleppo, der uns durch seine Liebe zu seinem Volk und tiefes Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit in diesen schweren Umständen besonders beeindruckt hat.

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