Kamerun

Kamerun: Erziehung heißt "Da Sein"

ALLGEMEINER KONTEXT

Kamerun ist ein armes Land in Zentralafrika am Atlantik, wenige Breitengrade nördlich des Äquators. Es ist etwas größer als Deutschland, hat aber mit ca. 27 Millionen Einwohnern nur ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands.

In den beiden mit Abstand größten Städten Kameruns, Yaoundé und Douala, hat das Phänomen der sogenannten Straßenkinder in den letzten Jahren immer größere Ausmaße angenommen. Diese Straßenkinder kommen meist aus zerrütteten familiären Verhältnissen, sind ganz auf sich gestellt und leben allein auf der Straße.

Sie haben keine Unterkunft, keine Arbeit und insbesondere keine Möglichkeit, eine Schul- oder Berufsausbildung zu erhalten. Ihr Leben ist gekennzeichnet von einer über allem lastenden Perspektivlosigkeit. Ohne jede staatliche Hilfe leben diese Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen jahre- oder jahrzehntelang als Obdachlose. Oft werden sie Opfer von Gewalt, Drogen und Prostitution. Schlecht bezahlte Gelegenheitsarbeiten, Diebstahl und Kleinkriminalität sind in der Regel ihre einzigen Einnahmequellen.

 

WAS VERBINDET UNS MIT KAMERUN?

Eine Freundschaft mit Mireille Yoga und Estelle, die in den sehr intensiven und bewegenden vier Tagen unseres Besuches in Yaoundé vom 9. bis 12. November gewachsen ist.

Von erstem Augenblick an fühlten wir uns von beiden aufgenommen und angenommen. Dabei haben sie mit uns nicht viel mehr (oder besser vielleicht nicht viel weniger) gemacht als das, was sie mit den Kindern der Straße von Yaoundé auch machen: sie haben uns begleitet, haben vier Tage intensiv mit uns gelebt, waren einfach „da“, haben uns ihr Herz und den Horizont ihres Lebens erschlossen, zusammen mit allen anderen Freunden des Centre Édimar.

❝Wir wollten nie ein Hilfszentrum sein, in dem man denkt, was Kinder oder Jugendliche am meisten brauchen, wäre es, ihr Bedürfnis nach Essen, Kleidung oder einem Bett zum Schlafen zu befriedigen. Das Problem liegt tiefer!

Ein Jugendlicher sagte uns: Wenn wir Kleidung oder etwas zu essen haben wollen, gehen wir zum Sozialamt. Wenn wir ein Wort wollen, das das Leben erklärt, kommen wir ins Zentrum.❞

Yoga Mireille, Leiterin des Centre Édimar

CENTRE EDIMAR

1999 begann Pater Maurizio Bezzi (PIME-Missionar) in Yaoundé mit einigen Straßenkindern eine vertrauensvolle erzieherische Beziehung. Er nahm sich ihrer bedingungslos an, versuchte ihnen beim Lernen und bei der Arbeitssuche zu helfen und begleitete sie regelmäßig. Seine fröhliche und unentgeltliche Liebe zu diesen Kindern versammelte viele Kinder um ihn und veranlasste den gemeinnützigen Verein „Monaco Aide et Présence“ aus Monaco, ihm mit dem Bau des „Centre Edimar - Princess Grace“ im Jahr 2002 ein „Zuhause“ zu geben.

Das Centre Édimar möchte den Kindern und Jugendlichen ein echtes Zuhause sein, soweit dies möglich ist. Hier finden sie Zuneigung, Hilfe, Geborgenheit und erzieherische Begleitung. Die verschiedenen Aktivitäten orientieren sich stets an diesem Ideal der Erziehung zu echtem Selbstbewusstsein und Selbstannahme.

Im Durchschnitt besuchen täglich etwa 150 Jugendliche das Zentrum. Viele von ihnen kommen ins Centre Édimar, nachdem sie die Mitarbeiter des Zentrums auf ihren Rundgängen kennengelernt haben, die sie zweimal wöchentlich entlang der Hauptstraßen von Yaoundé unternehmen.

 

 

Das Angebot des Zentrums gliedert sich in 4 Programme:

  • Auf der Straße - Aufnahme, Zuhören und Orientierung,
  • Kultur - Bildung, Sensibilisierung, Betreuung - Medizinische und psychologische Betreuungsbegleitung,
  • Präsenz und Begleitung im Gefängnis,
  • Ausbildung und Wiedereingliederung in eigenen Mikroprojekten.

Édimar war ein junger Mann aus Brasilien, der ebenfalls auf der Straße lebte. Auch er begann mit Freunden eine solche vertrauensvolle Beziehung zu leben, die ihn zu einem radikalen Gewaltverzicht führte. Als er sich weigerte, auf Befehl des Chefs seiner ehemaligen Gang einen anderen Jungen zu erschießen, wurde er selber erschossen. Nach diesem „Märtyrer“ ist das Zentrum in Kamerun benannt.

KOOPERATIONSPARTNER