Syrien

  Syrien: Hoffnung in Ruinen

ALLGEMEINER KONTEXT

Der Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 nach Jahrzehnten der Herrschaft und der Aufstieg von Hayat Tahrir al-Sham sowie anderer jihadistischer Gruppen haben Syriens fragile Lage nicht stabilisiert. Nach 13 Jahren Bürgerkrieg, der COVID-19-Pandemie und dem verheerenden Erdbeben von 2023 gehört Syrien weiterhin zu den Ländern mit den schwersten humanitären Krisen weltweit. Die anhaltende Wirtschaftskrise, verschärft durch internationale Sanktionen, hat die Armut weiter vertieft und den Zugang zu lebenswichtigen Gütern für die Bevölkerung erheblich erschwert. Durch die Auswirkungen des israelisch-palästinensischen Konflikts hat sich die Lage weiter verschärft.

Ursprünglich waren für den 1. März 2025 Wahlen geplant, um eine Übergangsregierung zu bilden, die Syrien auf einen demokratischen Prozess und die Verabschiedung einer neuen Verfassung vorbereiten sollte. Kürzlich wurde jedoch bekannt gegeben, dass Präsident Al-Jawlani, der Anführer von Hayat Tahrir al-Sham, die nächsten drei Jahre an der Spitze der aktuellen Regierung bleiben wird. Parallel dazu soll eine verfassungsgebende Versammlung eingesetzt werden, um eine neue Verfassung zu erarbeiten.

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Das tägliche Leben in Syrien variiert in den verschiedenen Regionen sehr stark. Die Präsenz der Sicherheitskräfte ist lokal sehr unterschiedlich: im Norden, bis hin zur Stadt Hama, stützt sich die aktuelle Regierung weitgehend auf Kräfte aus Idlib, während im Süden, insbesondere in Damaskus, die Kontrolle überwiegend in den Händen von Ahmad al-Awda liegt. Al-Awda, ein ehemaliger Kommandant des Southern Operations Room, spielte eine entscheidende Rolle beim Fall der Hauptstadt, indem er verschiedene Rebellengruppen unter seiner Führung vereinte. Trotz dieser Machtverschiebungen sind die Regierungskräfte, die hauptsächlich aus Idlib stammen, nach wie vor unzureichend, um ein so großes Gebiet effektiv zu verwalten.

Die grundlegenden Dienstleistungen sind in weiten Teilen des Landes weiterhin stark eingeschränkt. Strom- und Wassermangel verschärfen die ohnehin prekären Lebensbedingungen. Wirtschaftlich gesehen gibt es trotz einer leichten Verbesserung des USD/SYP-Wechselkurses im Vergleich zum Ende des Jahres 2024 weiterhin eine hohe Inflation, was zu anhaltender wirtschaftlicher Instabilität beiträgt. Inmitten extremer Unsicherheit und Prekarität bleiben die humanitären Bedürfnisse in Syrien alarmierend hoch. Derzeit benötigen 12,9 Millionen Menschen, was 55 % der Bevölkerung entspricht, Nahrungsmittelhilfe. Zudem haben 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgrund der Krise im Libanon, die Ende September 2024 ausbrach, in Syrien Zuflucht gesucht. Über 90 % der Bevölkerung leben weiterhin unterhalb der Armutsgrenze. Der Mangel an Strom und Wasser macht es unmöglich, grundlegende Bedürfnisse wie Strom, Heizung und Lebensmittelkonservierung zu erfüllen. Diese Bedingungen vertiefen das Leid einer Bevölkerung weiter, die bereits durch Jahre des Konflikts und der Instabilität schwer gezeichnet ist.

All dies führt zu psychischen Problemen, insbesondere bei Kindern. Wie von ProTS vor Ort beobachtet und analysiert wurde, zeigen Familien die Folgen eines psychologischen Traumas. Kinder sind ganz besonders von psychischen Traumata betroffen, viele von ihnen kennen nichts anderes als jahrelange Krisen. Nach Schätzungen von OCHA (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) für das Jahr 2023 berichten 29 % der Haushalte über Anzeichen von psychischen Störungen bei Jungen und Mädchen unter 18 Jahren, wobei der Anteil am höchsten ist, wenn der Familienvater kriegsversehrt ist, gefolgt von Haushalten mit alleinerziehender Mutter. Auch bei Erwachsenen wurden in alarmierendem Ausmaß von psychischen Problemen berichtet. Mehr als 50 % der Bevölkerung berichteten über solche Anzeichen bei ihren Familienmitgliedern.

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UNSERE AKTUELLEN PROJEKTE IN SYRIEN

Fünf Brote und zwei Fische 

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Ein Name und eine Zukunft

Die vergessenen Kinder von Ost-Aleppo

WAS VERBINDET UNS MIT SYRIEN?

Mit diesem Land verbindet uns die große Trauer darum, dass Syrien wie kaum ein anderes Land der Welt in den letzten Jahren (seit Beginn des Bürgerkrieges 2011) in Blut und Tränen versinkt. Es gibt in diesem Land trotz aller Not, aller Angst, Armut und Verzweiflung aber auch Menschen, die nach wie vor den Lebensmut und die Lebensfreude nicht verloren haben und sich weiterhin für andere einsetzen und versuchen, der leidenden Bevölkerung durch aktive Unterstützung nahe zu sein – so z.B. die Franziskaner in Aleppo und Damaskus und auch in der Region Idlib, der einzigen Region im Land, die noch unter der Kontrolle der Aufständischen steht. Auf dem Meeting in Rimini – einem alljährlich stattfindenden Fest des Dialoges und Völkerverständigung in Rimini - haben wir damals Pater Ibrahim kennengelernt, Pfarrer in Aleppo, der uns durch seine Liebe zu seinem Volk und tiefes Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit in diesen schweren Umständen besonders beeindruckt hat.

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