We are free! Ein Reisebericht voller Begegnungen

We are free! Ein Reisebericht voller Begegnungen

von Erica Berni

Vom 1. bis zum 7. Mai durfte ich gemeinsam mit Rose Busingye und ihren beiden Freundinnen und Mitarbeiterinnen Agnes und Teddy vom Meeting Point International durch Deutschland reisen. Die Einladung erfolgte durch den Kulturverein You und Support International. Für mich war es eine große Gnade, die drei Frauen in dieser intensiven und bewegenden Woche begleiten zu dürfen. Es war eine Zeit voller Begegnungen, Gespräche und berührender Momente, in denen ich aus nächster Nähe erfahren durfte, wie die Botschaft, dass jeder Mensch wertvoll ist – unabhängig von Armut, Vergangenheit, Krankheit oder Schicksalsschlägen –, von Rose, Teddy und Agnes mit großer Authentizität und Freude gelebt wird.

Den Auftakt bildete ein Treffen am 1. Mai im Kulturhaus Milbertshofen in München. Anlass war die Vorstellung des Buches „Eure Namen sind im Himmel verzeichnet. Rose Busingye und ihre Welt“, erschienen im EOS-Verlag. Das Buch erzählt von der zentralen Erfahrung der Gründerin des Meeting Point International, Rose, die sie dazu bewegt hat, diese Organisation ins Leben zu rufen und von den zahlreichen Begegnungen und Ereignissen, die seitdem ihre Arbeit und ihre „Welt“ gekennzeichnet haben. Anhand der Geschichten vieler Frauen, denen Rose begegnet ist und die Mitglieder des Meeting Point International wurden, erzählt das Buch von der Hoffnung, die selbst in scheinbar ausweglosen Situationen entsteht, von der Kraft der Freundschaft und von der Entdeckung des eigenen Wertes.

Über 100 Gäste nahmen an der Veranstaltung in München teil. Rose, Teddy und Agnes berichteten aus erster Hand über die Entstehung des Meeting Point International in Uganda – die Geschichten von Heilung und Hoffnung, die das Buch schildert, wurden durch ihre Zeugnisse lebendig und berührten die Zuhörer tief.

Mit wechselnden Schwerpunkten – mal im Mittelpunkt das Buch, mal persönliche Erfahrungen oder das Thema Erziehung – brachten die drei Frauen ihre Geschichte und ihre Freude in jede der besuchten Städte. In Biberach im Gemeindezentrum hörten die Anwesenden ihren Erzählungen mit großem Interesse zu, besonders der Schilderung, wie Musik und Tanz Teil des Heilungsprozesses sind. Die Begeisterung war so groß, dass die Besucher spontan darum baten, einige dieser Lieder live zu erleben. Ohne zu zögern, begannen Rose, Teddy und Agnes zu singen und zu tanzen – und bezogen dabei sofort das ganze Publikum mit ein.

Auch in Karlsruhe war die Veranstaltung „We are free“ sehr gut besucht. Das Treffen wurde durch den Auftritt des Chors Vocalis bereichert, der seit einigen Jahren als besonderes Zeichen der Verbundenheit mit dem Meeting Point International die Papierketten als Teil seiner Chorkleidung trägt, die von den Frauen vom MPI handgefertigt werden. Vielleicht war auch deshalb der Verkauf von Textilien und Papierschmuck hier besonders erfolgreich. Der Chor und seine Leiterin, Mercedes Guerrero, hatten sich schon lange eine Begegnung mit den Frauen vom Meeting Point gewünscht, was diesen Moment besonders bewegend machte. Zur Feier des Anlasses trug der Chor zudem einige afrikanische Lieder vor, die das Publikum begeisterten.

Besonders erwähnenswert war der Besuch der St. Landolin Heimschule in Ettenheim, wo Rose, Teddy und Agnes die Gelegenheit hatten, mit einigen Schülern der Oberstufe und deren Seelsorgern ins Gespräch zu kommen. Auch hier war die Offenheit und Gastfreundschaft der Schulleitung deutlich spürbar. Nach den eindrucksvollen Zeugnissen entwickelten sich bereichernde Gespräche und herzliche Begegnungen. Auch gab es für die Pfarrei abends die Möglichkeit am Leben von Rose, Agnes und Teddy teilzuhaben und mit ihnen persönlich ins Gespräch zu kommen.

 

Und auch wenn unsere Gäste in Baden-Württemberg die Kühle des Frühlingswinds zu spüren bekamen, zeigte sich das Wetter auf der letzten Etappe ihrer Reise in Köln von seiner milden und angenehmen Seite – und ließ sie den Frühling in Deutschland von seiner schönsten Seite erleben.

Ein besonders herzlicher Empfang erwartete uns durch Dunya Elemenler vom Sozialdienst Muslimischer Frauen, die Rose vor einigen Jahren bei einem interreligiösen Treffen im Vatikan kennengelernt und von dieser Begegnung tief beeindruckt war.

Dunya führte uns zur Aussichtsplattform vom Köln Triangle, um uns die Schönheit Kölns von oben zu zeigen, und begleitete uns anschließend zum Kölner Dom, wo wir vor den Gebeinen der Heiligen Drei Könige beteten und in Andacht innehielten.

Den Abschluss dieser beeindruckenden und ereignisvollen Reise bildete die Veranstaltung im Campus Müngersdorf, wo Rose, Teddy und Agnes zahlreichen Schülern und Studenten von ihrem Leben und ihrer Geschichte berichten konnten.

Ich möchte diesen Bericht mit einer persönlichen Anekdote beenden, die mich tief bewegt hat. Rose erzählte, wie die Frauen des Meeting Point International nach dem Hurrikan Katrina mehrere Tonnen Steine aus den Steinbrüchen schlugen, um sie zu verkaufen und den Erlös an die Opfer der Katastrophe in den USA zu spenden. Als sie die LKWs mit den Steinen beluden, kam ein Bettler auf Rose zu. In seiner Hand hielt er eine kleine Tasse mit ein paar Münzen und bat sie, diese anzunehmen. Rose versuchte ihm zu erklären, dass das nicht nötig sei – doch er erwiderte: „Ich möchte sterben in der Gewissheit, dass ich wenigstens einmal eine Geste der Liebe gemacht habe.“ Diese Worte und diese Geste der Menschlichkeit haben mich tief berührt und mir einmal mehr gezeigt, wie groß die Kraft der Liebe ist, selbst in den kleinsten Gesten. Diese kleine Geschichte inspiriert uns auch im Rahmen unseres Engagements in der humanitären und Entwicklungshilfe, wo  immer wieder Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit zu sehen sind.

Ein besonders herzlichen Dank den vielen helfenden Händen, z.B. den Chaffeurdiensten, den lokalen Organisatoren, das Team von You, Gaby, Nunzia, Johanna, Bernadette, Francesca und meinen beiden Reisebegleiterinnen, Momo und Vale, den kleinen und großen Diensten von so vielen, ohne das alles nicht möglich gewesen wäre.

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